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Der „Servant Leader“: Wie Führung auf Augenhöhe wirklich funktioniert

Über den Autor
Christoph BedürftigBusiness Coaching, Systemisches CoachingZum Profil

Junge Arbeitnehmer setzen auf agile Führung, flache Hierarchien, Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Da kommen Sie mit veralteter Führungskultur nicht mehr weiter. Wie Sie alte Richtlinien und Werte über Bord werfen können? Der „Servant Leader“ macht es vor.

Was Sie zunächst wissen müssen ist, dass altbekannte Werte, die vor Jahren als Richtlinien für gute Führung festgelegt wurden, in Frage gestellt und neu gedacht wurden. Ein guter Vorgesetzter muss nicht mehr „nur“ das Team zusammenhalten und Verantwortung übernehmen, sondern vorleben, wie man motiviert und von den Aufgaben überzeugt an die Arbeit geht.

Der „Servant Leader“ – in seine Einzelteile zerlegt

Schauen wir also im ersten Schritt auf die deutsche Bedeutung der Worte: „Servant“ steht für „dienend“. Leader steht für „Führungskraft“. Ein dienender Vorgesetzter? Wie geht das zusammen? Ganz einfach: Die Führungskraft lebt ihren Job und hat Fähigkeiten inne, die nicht einfach durch einen Titel verliehen werden können.

Die dienende Führungskraft erkennt man an ihrer Persönlichkeit: Der „Servant Leader“ handelt nicht aus Gründen wie Anerkennung, Geld oder Status. Er handelt um der Tätigkeit Willen. Die Eigenschaften, die er inne hat, stammen nicht ausschließlich aus dem Berufsleben, werden nicht morgens um 09:00 Uhr im Büro übergestreift und abends wieder abgelegt, bevor er nach Hause geht. Ein „Servant Leader“ hat das Bedürfnis, seinen Mitmenschen zu dienen; es liegt im Blut und bedarf keiner Anstrengung. Der „Servant Leader“ kann sich einer Sache, einer Arbeit, einem Projekt unterordnen.

Die dienende Führungskraft verhält sich wie ein Gastgeber: Ein Gastgeber sorgt für das Wohlergehen der eigenen Gäste und ordnet sich bei einer Veranstaltung im eigenen Hause den Bedürfnissen und Ansprüchen seiner Mitmenschen freiwillig unter. Gleichzeitig bestimmt er aber auch den Rahmen und die Regeln, trifft Vorkehrungen – denn es ist seine Veranstaltung. Der „Servant Leader“ sieht seine Kollegen ebenfalls als seine Gäste und geht die Organisation eines Projekts als Event an.

Tipp: Sie möchten den „Servant Leader“ in sich erwecken? Geben Sie Ihrem nächsten Projekt einfach den Namen „Party“ und schreiben Sie eine Einladung, wie Sie es auch tun würden, wenn Sie ein Event bei sich daheim veranstalten. Sollten Sie Bedenken bei der Umsetzung haben, beachten Sie eines: Sie sind die Führungskraft, die die ersten Schritte gehen muss. Sie sind Vorbild und haben die Wahl, zu bestimmen, ob diese Schritte positiv oder negativ sind.

Der „Servant Leader“ – in seinem Element

Sorgt ein „Servant Leader“ für seine Mitmenschen und schafft Vertrauen, so entsteht Sicherheit. Sicherheit ist ein hohes Gut; Grundbedürfnis vieler im Berufsleben und Grundlage für eine funktionierende Zusammenarbeit. Schafft es also jemand eine solche Sicherheit herzustellen, ergibt sich eine Art Anhängerschaft.

Die dienende Führungskraft zieht Befürworter ihrer Tätigkeit an: Auf die Spitze getrieben können Befürworter auch Anhänger oder Fans genannt werden. Im Kontext der Arbeitswelt folgen die Mitarbeiter dem „Servant Leader“ weil sie es wollen, nicht weil sie es müssen. Eine dienende Führungskraft setzt sich für das Team ein, tut alles in seiner Macht stehende – sie wiederrum tun alles für ihn. Mitarbeiter werden Fans einer Führungskraft und später eines Unternehmens.

Ein Beispiel: Einer der deutschen Rudermeister von 1984 berichtete: „Wir holten den Titel für unseren Trainer, wir wären für ihn bis zur Bewusstlosigkeit gefahren.“ Auf die Rückfrage „Warum?“, war die Antwort: Weil der Trainer alles für sie gab.

Die dienende Führungskraft der ersten Stunde: Dr. Adams – berühmter Arzt aus den USA und Vorlage für die gleichnamige Filmfigur – galt zunächst als Querdenker und setzte seine Ausbildung aufs Spiel, indem er versuchte durch den Einsatz von Clowns mehr Freude auf amerikanischen Krankenstationen zu bewirken. Dies solle die Heilung unterstützen, so seine Überzeugung. Er war bereit, sich seiner Idee völlig unterzuordnen und setzte sich für die Umsetzung ein. Aus dieser Haltung heraus und ohne jede bewusst gewählte Anstrengung schuf er eine große Anhängerschaft um sich und durfte später das „Health Institute“, dessen Prinzip auf der kostenlosen Behandlung Bedürftiger beruhte, sein Lebenswerk nennen.

Der „Servant Leader“ – in verschiedenen Facetten

Im oben genannten Beispiel handelt es sich um jemanden, der in erster Linie wohltätig gearbeitet hat. Doch unsere Geschäftswelt besteht nicht aus reiner Wohltätigkeit. Wie kann das also einhergehen? Die Antwort liegt auf der Hand: Wo man nur schaut und welche Studie man in der westlichen Welt auch liest; Menschen streben nach dem Sinn des Lebens. Dies tun sie auch in ihrer Arbeit, welche einen Großteil der Lebenszeit aller ausmacht. Deutlich wird also, dass Personen, die nach dem Sinn streben eine ebenso sinnhafte Führung erleben möchten. Sie folgen eher einer Vision und einer von ihnen „gewählten“ Person, als durch Hierarchiestufen und starre Prozesse per „Befehl“ geführt zu werden.

Tipp: Heutzutage findet man vermehrt Unternehmen, in denen Führungskräfte gewählt werden wie früher ein Klassensprecher – ganz demokratisch. Auch wenn es weit hergeholt scheint, sollte man über diese Idee einmal nachdenken.

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