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„Nein“ zu Überstunden: Was bedeutet das für Ihre Karriere?

Tired, working woman sleeping on laptop late at night.

Viele deutsche Arbeitnehmer klagen über die Masse an Überstunden. Für die junge Generation Y handelt es sich bei der Mehrarbeit sogar um den Kündigungsgrund Nummer eins. 75 Prozent der jungen Fachkräfte würden ihren aktuellen Job aufgeben, um weniger Überstunden leisten zu müssen. Die Zahlen sprechen für sich: Deutsche Beschäftigte machen jedes Jahr mehr als eine Milliarde unbezahlte Überstunden. Damit schuften die Arbeitnehmer nach Feierabend zu 58 Prozent auf eigene Kosten. Das hat verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit.  Leider trauen sich viele Deutsche bislang nicht, „Nein“ zu Überstunden zu sagen. Dürfen Sie das überhaupt und wenn ja, was bedeutet das für Ihre Karriere?

 

Überstunden gehören für ambitionierte deutsche Arbeitnehmer zum Berufsalltag. Nach Feierabend länger zu bleiben oder das Wochenende teilweise am Arbeitsplatz zu verbringen, ist das neue Normal. „Nein“ zu sagen, das trauen sich nur die wenigsten Beschäftigten. Die Unwissenheit über die Rechtslage ist groß und ebenso die Angst vor einem Karriereknick. Also wird geschuftet bis zum Umfallen – im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Schon zwei Überstunden pro Woche machen krank

Laut Arbeitszeitreport Deutschland 2016 nehmen gesundheitliche Beschwerden wie

– Müdigkeit,

– Rücken- sowie Kreuzschmerzen,

– körperliche Erschöpfung,

– Schlafstörungen und

– eine allgemeine Niedergeschlagenheit

proportional zur geleisteten Überstundenzahl zu. So leiden bei bis zu zwei Überstunden pro Woche 49 Prozent der Vollzeitbeschäftigten an ständiger Müdigkeit. Bei zwei bis fünf Überstunden wöchentlich sind es schon 55 Prozent und ab zehn Stunden mehr pro Woche ganze 60 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit den anderen aufgeführten Krankheitsbildern. Während die durchschnittliche vertraglich vereinbarte Arbeitszeit in Deutschland unter Vollzeitbeschäftigten bei 38,6 Wochenstunden liegt, beträgt die reale Durchschnittsarbeitszeit 43,5 Stunden – sprich knappe fünf Überstunden pro Woche. „Nein“ zu Überstunden zu sagen, wäre daher ein wahrer Segen für Ihre Gesundheit.

 

Dürfen Arbeitnehmer Überstunden ablehnen?

Aber dürfen Sie das überhaupt? Ja, prinzipiell haben Sie tatsächlich das Recht, „Nein“ zu Überstunden zu sagen. Das Direktionsrecht, auch Weisungsrecht genannt, des Arbeitgebers gibt ihm nicht die Macht, einseitig die Vertragsbedingungen zu ändern. Sie schulden ihm also prinzipiell nur die vertraglich vereinbarte Arbeitsleistung sowie Arbeitszeit. Die einzige Ausnahme bildet eine Notsituation. Sollte es also für das Unternehmen aus wirtschaftlicher Sicht notwendig sein, dass die Arbeitnehmer für einen überschaubaren Zeitraum flächendeckend Überstunden leisten müssen, kann der Arbeitgeber diese obligatorisch anordnen, um die Existenz des Unternehmens zu sichern. Was viele Arbeitnehmer allerdings nicht wissen: Eine solche Notsituation ist nicht der große Haufen unerledigter Arbeit oder die näher rückende Deadline für ein Projekt. Hierzu gehören lediglich unvorhersehbare Ereignisse, die außerhalb der Macht des Arbeitgebers stehen – eine Naturkatastrophe mit entsprechenden Sturm- oder Wasserschäden beispielsweise.

 

Deutsche „Jasager“ haben Angst um ihre Karriere

Wieso also leisten so viele deutsche Beschäftigte Überstunden, ohne sich dagegen zu wehren? In vielen Fällen handelt es sich dabei um freiwillige Überstunden, die später mittels Gleitzeit oder Sonderzahlungen ausgeglichen werden. Doch dann bleiben immer noch mehr als eine Milliarde unbezahlter Überstunden übrig, welche für die Arbeitnehmer keinerlei „Nutzen“ haben und die demnach wohl kaum freiwilliger Art sind. Die Antwort ist simpel: Die Deutschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Sicherheit ist hierzulande das höchste Gut – auch im Job. Trotz strengem Kündigungsschutz und unbefristetem Arbeitsvertrag fürchten sich viele Deutsche Tag für Tag vor einem Jobverlust, und das in der Regel völlig unbegründet sowie ohne realistische Anhaltspunkte. Die „Jasager“ unter den Arbeitnehmern haben also Angst davor, ihren Job zu verlieren, wenn sie die Bitte um Überstunden ihres Arbeitgebers ablehnen und stattdessen pünktlich in den Feierabend gehen.

 

Bedeutet ein „Nein“ zu Überstunden immer einen Karriereknick?

Zusätzlich gibt es die „Fraktion“ Arbeitnehmer, welche eine steile Karriere und den hierarchischen Aufstieg anvisiert. Diese fürchtet durch ein „Nein“ zu Überstunden eine Stagnation ihrer Karriere. Tatsächlich wird vielerorts von ambitionierten Aufsteigern erwartet, sich für ihre Arbeit „aufzuopfern“ und dementsprechend auch zu Überstunden bereit zu sein. Wer stets pünktlich nach Hause geht, muss je nach Unternehmen einen beruflichen Stillstand akzeptieren. Wenn Sie in Ihrer aktuellen Position zufrieden sind, dürfte das kein Problem darstellen. Möchten Sie jedoch weiter in der Hierarchie aufsteigen, sollten Sie nicht – oder zumindest nicht immer – „Nein“ zu den geforderten Überstunden sagen. In diesem Fall gilt es allerdings abzuwägen, was Ihrer Karriere schlussendlich mehr schadet: Hin und wieder bei der Mehrarbeit Grenzen zu setzen oder Ihre Gesundheit zu ruinieren und zielstrebig in ein Burnout zu rennen?

 

Wie Sie lernen, im Job auch mal „Nein“ zu sagen, erfahren Sie von einem erfahrenen Karrierecoach – eine Auswahl passender Coaches finden Sie hier. Eine Auswahl weiterer interessanter Coaches zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung finden Sie unter diesem Beitrag.

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