Change it, love it or leave it: Wann macht ein Jobwechsel Sinn?
Ein Leben lang in nur einem Unternehmen zu arbeiten ist längst zu einer Seltenheit geworden. Immer mehr Arbeitnehmer wechseln im Laufe ihrer Karriere einige Male den Arbeitgeber. Laut einer aktuellen Studie von Randstad planen 15 % der Arbeitnehmer den Job innerhalb der nächsten zwölf Monate zu wechseln. Schlechte Bezahlung, schlechtes Arbeitsklima und mangelnde Anerkennung sind oft die Hauptgründe. Aber wann macht es wirklich Sinn zu kündigen und wann sollte man lieber etwas an der aktuellen Situation im Unternehmen ändern?
Die Mehrheit der Arbeitnehmer hat den Arbeitgeber bereits ein bis fünfmal in Ihrem Leben gewechselt. Meist entscheidet sich im zweiten Arbeitsjahr für ein Drittel aller Fachkräfte, ob ein dauerhaftes Verbleiben im Unternehmen Sinn macht. Doch Vorsicht! Auch wenn diese Schilderungen eine Normalität von Jobwechseln suggerieren, sollte ein Wechsel gut durchdacht sein. Ein Jobwechsel ist eine Entscheidung, die große Auswirkungen auf Ihren weiteren beruflichen Werdegang und damit auf künftige Bewerbungschancen haben kann.
Vielleicht ist der Job nicht mehr der richtige, weil einer dieser 7 Gründe zutrifft?
1. Gesundheitliche Probleme: Sie merken, dass Sie vor Antritt Ihrer Tätigkeit noch gesünder waren. Rückenschmerzen oder häufige Magen-Darm-Erkrankungen, sind psychosomatische Anzeichen dafür, dass Ihnen der Stress auf der Arbeit dauerhaft auf den Magen schlägt.
2. Sozialer Stress: Sie haben das Gefühl, nicht ins Team oder ins Unternehmen passen. Das heißt Sie fühlen sich mit Ihrer Rolle im Team fehl am Platz, Sie werden gemobbt oder passen eigentlich besser zu einer anderen Unternehmenskultur. Oder die Zusammenarbeit macht Ihnen aus anderen sozialen Gründen keinen Spaß mehr.
3. Entwicklungsmöglichkeiten: Sie meinen auf der Stelle zu treten und nicht weiter zu kommen. Trotz wachsender Berufserfahrung scheitern Gehaltsverhandlungen, sie fühlen sich bei der Beförderung übergangen oder sie haben keinen ausreichenden Zugang zu Fördermaßnahmen. Sie möchten gerne mehr Verantwortung übernehmen, aber Ihre „Pyramide“ ist zu flach.
4. Karrierestufe: Sie sind auf der Karriereleiter hochgestiegen und fühlen sich dort nicht mehr wohl, Sie würden viel lieber mehr operativ arbeiten und weniger in Meetings rumsitzen – und auch gerne Verantwortung abgegeben? Das ist möglicherweise eine der schwierigsten Herausforderungen, ist aber auch möglich!
5. Sicherheit: Das Unternehmen streicht laufend Stellen, da es sich in einer wirtschaftlich angespannten Situation befindet und Sie leben in ständiger Unsicherheit um Ihren Job. Ist es besser, schon mal selbst die Zügel in die Hand zu nehmen und sich nach einer neuen Stelle umzuschauen oder könnte sich Ihre Treue und Loyalität auszahlen? Oder ist Ihr Vertrag nur befristet?
6. Familie: Ihre Work-Life-Unit ist nicht ausgewogen, Sie möchten in eine andere Region umziehen, das Arbeitszeitmodell ist nicht flexibel genug oder andere Familienmitglieder fordern ihr Recht ein.
7. Motivation: Zu Beginn waren Sie noch begeistert und konnten sich mit Unternehmens- oder Projektzielen identifizieren? Nun ist aber „die Luft raus“, weil sich wesentliche Parameter verändert haben, das Innovationstempo ist Ihnen zu gering oder Sie stoßen andauernd an Systemgrenzen?
Bitte nicht zu früh und möglicherweise ungeplant tätig werden.
Wenn der Arbeitgeber ohne Not zu früh gewechselt wird, kann sich dies auf Dauer negativ auf Ihre Karrierechancen auswirken, also besser etwas abwarten und durchhalten? Wenn Ihr Job Sie nicht krankmacht, macht es generell Sinn, zumindest drei Jahre auf einer Position zu bleiben. Dennoch können häufigere Jobwechsel mit kürzeren Verweildauern toleriert werden. Gerade Berufseinsteiger, die berufliche Schwerpunkte setzen möchten, sich erst mal orientieren müssen oder nur Zugang zu befristeten Stellen haben, können dies in Ihrem Lebenslauf glaubwürdig hervorheben. Generell kann die Toleranz von häufigen Jobwechseln je nach Branche und Personaler variieren.
Wollen Sie nur irgendwo WEG – oder irgendwo HIN?
Erstellen Sie sich eine Liste mit Pro und Contra und listen Sie auf, wie Sie ihre aktuelle berufliche Situation qualitativ bewerten. Versuchen Sie dabei möglichst sachlich zu bleiben, vielleicht nehmen Sie eine vertraute Person mit dazu.
Wenn Sie diese Liste erstellt haben, beurteilen sie die Contras danach, ob Sie eine Veränderung zum Positiven beeinflussen können und wie.
„Change it“
Das „System“ Ihres Arbeitgebers werden Sie wohl nur schwer oder nur marginal beeinflussen oder verändern können, vielleicht hilft es aber in Ihrem „Mikrosystem“ (Ihrer Abteilung, Ihrem Arbeitsbereich), durch Ihr Verhalten oder durch Kommunikation kleine Verbesserungen zu erreichen.
„Love it“
Das kann auch bedeuten, eine Situation als unabänderlich zu akzeptieren und sich einen Ausgleich dazu zu suchen. Vielleicht machen Sie einen „Vertrag“ mit sich selbst und vereinbaren eine Frist, definieren Sie einen Zeitpunkt, bis zu welchem Sie eine positive Veränderung bewirken oder feststellen wollen. Oder die Unerträglichkeit der Situation neu bestimmen werden. Bewerten Sie die Situation als Ganzes, oder reicht es möglicherweise aus, Ihre Haltung zu einem bestimmten Merkmal zu ändern?
„Leave it“
Bevor Sie „loslaufen“ überlegen Sie genau wie das Ziel aussieht, was sich durch diese Veränderung verändern soll. Beschreiben Sie nach Möglichkeit den Zielzustand im Präsenz und schreiben Sie das auf! Das hilft Ihnen zukünftige Stellenangebote besser selektieren und beurteilen zu können.
Eine besondere Beziehung
Ihr Verhältnis zu Ihrem Arbeitgeber wird durch verschiedene Einflussfaktoren geprägt, manchmal gibt es Spannungen oder Differenzen, bei denen Sie jedoch auch einen Einfluss haben. Wie in privaten Beziehungen interagieren auch hier immer mindestens zwei Parteien miteinander – und tragen auch beide einen Teil der Verantwortung. Prüfen Sie doch mal für sich, ob und wenn ja welchen Teil, Sie verantworten oder beeinflussen, vielleicht lässt sich noch etwas retten? Wenn Sie jedoch zu dem Ergebnis kommen, dass ein LEAVE unausweichlich ist, dann sollten Sie verantwortungsbewusst – also mit Verantwortung für sich selbst – handeln.