Jobfrust? Warum die Flucht ins Private nicht hilft
Ulf PoséBusiness Coaching, Führungskräfte-Coaching, Kommunikations-CoachingFührungskräftetraining, Kommunikationstraining, VerhandlungstrainingZum Profil
Menschen, die sich coachen lassen wollen oder gar coachen lassen müssten, erleben nicht selten eine große Spannung zwischen Berufs- und Privatleben. Diese Spannung zwischen zwei Lebensbereichen, die eigentlich in einer Symbiose leben sollten, muss erkannt werden, um eine optimale Work-Life-Balance gewährleisten zu können.
Es gibt gute Gründe, weshalb die Verzahnung von Berufs- und Privatleben im Coaching eine Rolle spielen darf. Ein Berufsleben soll Bereicherungen bieten, nicht nur das Privatleben. Wer das Gefühl hat, in seinem Berufsleben zu verkümmern, der tut das möglicherweise irgendwann auch privat. Wer meint, er könne in eine wunderbare Privatwelt nach seinem Arbeitstag fliehen, der versucht eine Flucht, die in aller Regel misslingt, denn wer mit seinem Berufsleben nichts anfangen kann, der kann es auch möglicherweise irgendwann nicht mehr in seinem Privatleben. Erst wenn es Ihnen gelingt, Ihr Privat- und Berufsleben in ein gemeinsames Lebenskonzept zu bringen, werden Sie auch zu einer Person. Vornehmlich die Menschen, die in ihr Privatleben vor dem schrecklichen Berufsleben fliehen, unterliegen der Gefahr zum sozialen Krüppel zu werden. Genau hier greift Coaching ein und ist ein hilfreiches Instrument zur Reflektion.
Das Bedürfnis nach Anerkennung
Die berufliche Anerkennung ist eine andere als die private Anerkennung. Viele Menschen haben das Bedürfnis, in beiden Welten anerkannt zu sein und ihre Persönlichkeit entfalten zu können. Ein Coach kann dabei helfen, mit der Rollenvielfalt und den daraus entstehenden Spannungen sinnvoll umzugehen. Es gilt im Coaching herauszuarbeiten, wie es der Coachee mit der Balance von Berufs- und Privatleben hält. Nicht wenige Coachees sehen hier eine Konkurrenz, denn Leistung und Anerkennung stehen immer in einer Spannung. Tatsächlich haben Erfolg, Leistung und Anerkennung, die wir außerhalb des Beruflichen finden, nicht die gleiche Qualität wie Erfolg, Leistung und Anerkennung im Beruf. Für nicht wenige Menschen fühlen sich Beruf und Privates, Job und Familie, wie ein Gegensatz an. Dabei sollte es eine Symbiose sein – nicht nur gesellschaftlich, sondern auch im eigenen Leben. Gerade hier reflektiert der Coach gemeinsam mit dem Coachee diese wichtigen Bestandteile einer ausgewogenen Persönlichkeit.
Es geht im Coaching darum, wie es dem Coachee gelingt, Beruf und Privates in ein gemeinsames Lebenskonzept zu fassen und somit zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu gelangen.
Wie kann Coaching hierbei helfen?
Es gilt zunächst einmal nur zu erkennen, ob überhaupt eine Konkurrenz zwischen Berufs- und Privatleben vorliegt.
Woran erkennt ein Coach gemeinsam mit dem Coachee, dass das Privatleben mit dem Berufsleben konkurriert? Dass die Dinge aus der Balance geraten sind? Ein sicheres Anzeichen ist zunächst einmal die Unfähigkeit, über seine Gefühle sprechen zu können. Nicht wenige Menschen meinen, Professionalität zeichne sich durch Gefühlskälte aus. Die Aussage: „Wir wollen doch professionell sein!“, meint meist nichts Anderes als: „Lass die Gefühle außen vor!“ So verwundert es nicht, dass immer mehr Manager unter der Krankheit Alexithymie leiden. Das Wort stammt aus dem Griechischen, und heißt so viel wie „Stummheit der Seele“. Ich kenne nicht wenige Menschen, die sich mittlerweile nur noch von einem traurigen Film anrühren lassen, das Leben aber rührt sie nicht mehr. Ein weiteres Merkmal ist der Gedanke, nur derjenige, der etwas leistet, sei wertvoll. Auch gibt es Menschen, die außerhalb ihres Berufs nur noch Langeweile empfinden. Sie machen nicht mehr ausreichend Urlaub, können nicht mehr abschalten und werden von ihren Sorgen verfolgt. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: Viele Menschen denken, man könne seine Persönlichkeit nur in seinem Privatleben entfalten, nicht aber im Beruf. Sie empfinden Arbeit als lästig, als eine leidige Pflicht, deren man sich, so schnell es geht, entledigt. Das mag nicht selten eine Folge wenig ansprechender Arbeitsbedingungen sein. All das sind Merkmale, die auf die Konkurrenz zwischen Berufs- und Privatleben
hinweisen. Es gilt aufmerksam zu sein, wenn sich jemand reduziert auf eine Rolle seines Lebens, und das ist die, in der er zu funktionieren hat. Es geht darum, den beruflichen Erfolg nicht zur Messlatte des menschlichen Wertes machen.
Wie vermeide ich die Konkurrenz zwischen Beruf und Privatleben?
Ein Coach kann den Coachee unterstützen wieder gezielt über das zu sprechen, was ihn bewegt und wie es sein Umfeld bewegt. Es geht darum, wieder gezielt über Emotionen und das sinnvolle Umgehen mit den eigenen und den fremden Gefühlen im Miteinander zu sprechen. Die daraus entstehenden Rückmeldungen unterstützen die Selbsterkenntnis des Coachee, die Voraussetzung ist, um Lebenslügen zu entgehen.
Es geht um die Grundlage jeder gekonnten Interaktion, die Fähigkeit, sich selbst problemlos mitzuteilen und sich angstfrei und unverstellt darstellen zu können. Darauf wird es in Zukunft im Coaching noch stärken ankommen, damit Berufs- und Privatleben in einer sinnvollen Symbiose leben können. Das erfordert Mut vom Cochee. Dieser Mut zur Selbstdarstellung ist eine notwendige Voraussetzung für das Gelingen des Coachingprozesses. Deswegen ist es für den Coach notwendig, zu anderen Menschen jederzeit so zu sprechen, wie diese mit ihm sprechen können, ohne die Beziehung zu gefährden. Ohne diese Gleichwertigkeit beider Gesprächspartner, Coachee und Coach, und das Gleichgewicht zwischen ihnen, entstehen Beziehungsstörungen, die sich in Disbalancen äußern: Entweder durch eine Herabsetzung des Gesprächspartners, gleichgültig ob Coach oder Coachee, indem jemand lächerlich gemacht wird, oder nicht ernst genommen wird, ständig Gebote und Verbote erlassen werden, oder gar Abneigung gezeigt wird oder eventuell sogar gedemütigt wird. Hüten wird sich der Coach, den Coachee zu bevormunden, Anweisungen zu erteilen, Kontrollverhalten an den Tag zu legen oder gar mit Besserwisserei zu glänzen.
Coaching als Weg zur richtigen Selbstwahrnehmung
Es geht im Coaching darum, Menschen zu helfen, einen Weg zu finden, der eine Vereinbarkeit und Verträglichkeit von Berufs- und Privatleben gewährleistet und somit eine gute Work-Life-Balance zu erreichen . Das nämlich ist die Voraussetzung, damit Coachees die vielen Rollen ihres Lebens auch wahrnehmen können und nicht auf eine einzige Rolle reduziert werden entweder durch andere oder durch sich selbst. Eine Rolle, die letzten Endes nur noch eine Maske sein kann.
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