Warum die 40h-Woche ausgedient hat und wie Sie stattdessen arbeiten werden
In vielen deutschen Unternehmen herrscht immer noch die klassische 40-Stunden-Woche als Arbeitszeitmodell vor. Doch die Zukunft sie anders aus. Stichwort: Work-Life-Integration.
40 Stunden pro Woche zu arbeiten, das ist hierzulande in vielen Berufen die Norm. Wer Glück hat, darf sich diese 40 Stunden dank Gleitzeitmodell teilweise sogar selbst einteilen. Und wer noch mehr Glück hat, muss vielleicht sogar „nur“ 35 Stunden pro Woche arbeiten. Mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance hat aber selbst das noch nicht viel zu tun und die reduzierte Arbeitszeit bedeutet im Regelfall das gleichzeitige Aus für den hierarchischen Aufstieg. Führung in Teilzeit oder die Remote Work – das sind Arbeitskonzepte, welche in Deutschland noch reichlich wenig verbreitet sind und wenn, dann werden sie als Innovation gefeiert und im Zuge des Employer Brandings ekstatisch beworben. Viele andere Länder können darüber nur schmunzeln. Schweden beispielsweise experimentiert bereits seit mehreren Jahren mit dem Sechs-Stunden-Arbeitstag und Experten sind sich sicher: Die 40-Stunden-Woche ist ein Auslaufmodell! Aber wie könnte das Arbeitsmodell der Zukunft aussehen?
Arbeiten Sie in Zukunft nur noch sechs Stunden pro Tag? Nein!
Nur sechs Stunden täglich arbeiten, bei gleicher Produktivität und Bezahlung? Das klang vor wenigen Jahren noch nach reiner Utopie, doch Pilottests wie jene in Schweden haben bewiesen: Das ist nicht nur möglich, sondern sogar sinnvoll. Die Ergebnisse waren nämlich flächendeckend eindeutig: Hinsichtlich der Produktivität macht es keinen Unterschied, ob ein Arbeitnehmer sechs oder acht Stunden pro Tag arbeitet. Denn je länger der Arbeitstag, desto geringer die Produktivität. Wer hingegen von Vornherein nur ein Zeitfenster von sechs Stunden hat, arbeitet konzentrierter, motivierter und mit geringerer Fehlerquote. Durch das Plus an Freizeit sind die Mitarbeiter zufriedener und gesünder. Dies verbessert die Qualität und Effizienz ihrer Arbeit. Schlussendlich bedeutete das in vielen schwedischen Unternehmen, die Teil des Pilotprojektes „Sechs-Stunden-Arbeitstag“ waren, unterm Strich sogar eine Zunahme der Produktivität. Werden auch Sie in Zukunft also für dieselbe Bezahlung nur noch sechs Stunden pro Tag arbeiten müssen? Nein, sagen Experten. Sie gehen stattdessen davon aus, dass die Arbeitszeiten sogar noch weiter sinken werden – auf nur zwei bis vier Stunden pro Tag.
Der Trend geht zur „Work-Life-Integration“
Dennoch bedeutet das nicht unbedingt, dass Sie in Zukunft weniger arbeiten werden. Sie werden stattdessen anders arbeiten. Während Sie vielleicht nur zwei bis vier Stunden pro Tag effektiv am Schreibtisch sitzen beziehungsweise Ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen, sind Sie aufgrund der Digitalisierung ständig für den Arbeitgeber erreichbar. Ein Anruf am Wochenende, eine E-Mail nach Feierabend – das dürfte in Zukunft Normalität sein. Apropos Feierabend: Den wird es in dieser Form ohnehin nicht mehr geben. Sobald Arbeitsmodelle wie die Remote Work flächendeckend Einzug in deutsche Unternehmen gehalten haben, muss Arbeitszeit als Begriff völlig neu gedacht werden. Deutsche Arbeitnehmer wünschen sich nämlich eine bessere Work-Life-Balance sowie vereinfachte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie würden gerne eine Stunde arbeiten, bevor die Kinder aufwachen. Dann gemeinsam frühstücken, den Nachwuchs in den Kindergarten oder die Schule bringen, auf dem Heimweg schnell einkaufen, anschließend weitere drei Stunden arbeiten und den Nachmittag mit der Familie verbringen. Das nächste Zeitfenster für die Arbeit könnte zwischen 20 und 23 Uhr sein – oder so ähnlich. Fakt ist also: Das Privatleben und die Arbeitszeit können und werden in Zukunft immer mehr verschmelzen. Als Work-Life-Integration wird dieses Phänomen bezeichnet.
Jede Medaille hat zwei Seiten – auch die Work-Life-Integration
Das Einzige, was derzeit also sicher scheint, ist, dass die 40-Stunden-Woche nicht mehr lange bestehen wird. Wie genau die neuen Arbeitsmodelle aber aussehen werden, ist der Kreativität der deutschen Arbeitgeber überlassen. Es lohnt sich auf jeden Fall, endlich einen Blick über den Tellerrand zu werfen und sich ein Beispiel an Vorreitern wie Schweden zu nehmen. Ob das dann schlussendlich tatsächlich weniger Arbeit bedeutet oder durch die ständige Erreichbarkeit sogar mehr – das bleibt abzuwarten. Bislang haben viele Unternehmen noch Schwierigkeiten damit, die Arbeitszeit an sich neu zu erfinden und den Arbeitnehmern das notwendige Vertrauen für solche Modelle der Work-Life-Integration entgegenzubringen. Doch der Wandel wird kommen – mit all seinen Vorteilen wie der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie auch seinen Nachteilen wie den Schwierigkeiten, irgendwann von der Arbeit abzuschalten und zu entspannen. Jede Medaille hat eben zwei Seiten und welche schlussendlich überwiegen wird, bleibt abzuwarten.
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