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Warum Ihnen die besten Ideen nicht unter der Dusche kommen

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Angelika BalloschBusiness Coaching, Führungskräfte-Coaching, Systemisches CoachingZum Profil

Man singing in the shower

Ideen kann man sich einfach ausdenken? Falsch! Kreativ ist man oder eben nicht? Wieder falsch! Kreativitätsexpertin Angelika Ballosch räumt mit den 5 häufigsten Irrtümern rund um Kreativität und Ideenfindung auf – und liefert einige Anregungen dafür, wie Sie tatsächlich auf gute Ideen kommen.


Irrtum 1: Eine Idee entsteht am Ende eines Prozesses

Oder einer Methodik. Nein. Versuchen Sie es doch mal: Pferchen Sie ihre Mitarbeiter in einem Raum zusammen und machen Sie ein Brainstorming. Oder die 635-Methode. Oder was auch immer. Es ist, als würden Sie Ihnen sagen „Denken Sie NICHT an einen rosa Elefanten“. Oder eben „Denken Sie nicht an die Lösung“. Manche Menschen sagen, Sie haben die besten Ideen unter der Dusche. Aber sicher nicht auf Knopfdruck. Da können Sie das Wasser noch so kalt stellen – das ist gut für das Bindegewebe, aber sicher nicht für die Inspiration.
Wofür sind all diese Methoden dann gut? Methoden liefern einen Schutzraum. Mitarbeiter und Kollegen trauen sich hier eher, Verrücktes zu äußern. Es wird ja sogar gefordert, also raus damit!

Irrtum 2: Man kann sich ja mal eine paar Ideen ausdenken

Falsch! Denn Ideen gebären niemals im Kopf, sondern im Bauch. Der Geburtshelfer ist die Intuition. Der Verstand bewertet allenfalls die entstandenen Ideen. Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einer befahrenen Kreuzung. Ein Lastzug kommt viel zu schnell um die Ecke. Was tun Sie? Sie springen zur Seite! Ohne Nachzudenken. Das ist jetzt vielleicht nicht besonders kreativ, aber intuitiv. Kreativität entsteht nicht selten aus einer Notsituation heraus – oder eben aus Mangel. Je leerer mein Kühlschrank, desto bessere Gerichte denke ich mir aus!

Irrtum 3: Kreativ ist man, oder eben nicht

Falsch, denn Kreativität kann man lernen. Und Kreativität hat nicht unbedingt etwas mit musisch künstlerischer Begabung zu tun. Es geht mitunter darum, um die Ecke zu denken. Eben Ideen zu pullern (umsetzen kann die jemand anderes).
 Eine kreative Persönlichkeit ist (vgl. Sommer und Grosser 1996. S. 878 ff): Offener gegenüber ihrer Umwelt, kritisch und unkonventionell, fähig, Konflikte und Unsicherheitsgefühl zu ertragen. Sie zieht unkonventionelle Strukturen vor, die die Möglichkeit bieten, eine neue Ordnung zu gestalten. Sie hat eine hohe Frustrationstoleranz, lässt sich für Tätigkeiten begeistern, auch wenn die Vollendung zunächst noch aufgeschoben werden muss, ist stark erfolgsmotiviert, autonom, unabhängig, nicht konform sowie auf die richtige Lösung der Aufgabe bedacht.

Was heißt das für das „Erlernen kreativer Fähigkeiten“?

Verlassen Sie die Komfortzone, seien Sie „nonkonform“. Agieren Sie intuitiv, denn wie unter Irrtum 2 beschrieben, entstehen Ideen im Bauch. Finden Sie Ruhe, denn nur dort können Sie, wenn Sie anfänglich auch Schwierigkeiten damit haben, ihrer inneren Stimme lauschen. Meditationen sind ein hilfreiches Mittel. 
Spielen Sie Rollenspiele, versetzen Sie sich in andere, das hilft, die Dinge von einer anderen Perspektive zu betrachten.
Diese Liste kann unendlich weitergeführt werden, ist aber ebenso individuell zu verstehen, wie Sie es sind!

Irrtum 4: Kreativität braucht viel Freiraum.

JEIN. Die Kreativität an sich ja. Allerdings sollte Kreativität auch in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Realistisch bleiben, um in die Umsetzung zu gelangen. (Rosa Elefanten lassen sich so schwer produzieren). Hierzu erfordert es Leitplanken, die allerdings niemals äußere Schranken bedeuten, sondern intrinsisch sein sollten. Und damit meine ich die Leitmotive des Unternehmens. 
Woran orientiere ich mich als Mitarbeiter? An einem WIR-Gefühl.

Irrtum 5: Kreative sind alle exzentrisch und chaotisch.

Das ist sicherlich zum Teil richtig, entspricht aber nicht der Mehrheit. Nietzsche hat es einmal gesagt: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären“. Entscheidend ist das Wort „noch“. Man darf nicht nur Chaos haben, man braucht auch viel Struktur, Klarheit und Gewohnheit, um sich auf das Chaos einlassen und es ertragen zu können. 
Daneben erfordert es sehr viel Zielgerichtetheit und Disziplin, um die Labilisierung im operativen Prozess ertragen zu können. Die Pop-Ikone Jim Morrison z.b. ist daran zugrunde gegangen, dass er alle Alltagsrituale aufgegeben hat. Sämtliche Strukturen hat er aufgelöst und konventionelle Kontakte zu Eltern, Geschwister und Freunde abgebrochen. „Break on through the other side“, wie er singt. Er hat das radikal Andere gesucht, um Neues zu schaffen. Er wurde deswegen bewundert, hat sich aber schutzlos seinen kreativen Spannungen ausgeliefert und ist an Alkohol und Drogen zugrunde gegangen. Geben Sie Orientierung, seien Sie der Schutzraum (siehe Irrtum 4).

Zusammenfassend:

Geben sie permanenten Schutzraum. Loben und analysieren Sie jeden noch die verrückten Gedanken. Geben Sie Fehlern Raum, machen Sie Scheitern erlebbar. Seien Sie selbst der Schutzraum. Damit bieten Sie bereits eine wichtige Rahmenbedingung für Kreativität. Ändern Sie die Umfelder. Gehen Sie raus mit dem Team. Warum ein Meeting nicht mal mit einem Spaziergang verbinden? Innovationen sind meisten ein Mix aus bekannten Ideen, somit ist es wichtig, äußere Faktoren mit einzubeziehen: Befragen Sie dazu regelmässig Ihre Zielgruppe. Schicken Sie Ihre Mitarbeiter zu BarCamps.

Und vor allem: leben Sie Kreativität und Neugierde vor!

 

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