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Work-Love-Balance: Eine steile Karriere oder doch die große Liebe?

Die wenigsten Menschen meistern die Herausforderung, Karriere und Liebe unter einen Hut zu bringen, 100%ig. Gibt es in einem der beiden Bereiche Probleme, wirkt sich das aber oft unweigerlich auch auf den anderen aus. Deshalb ist es sinnvoll, gute Strategien zur Hand zu haben, Karriere und Liebe gekonnt miteinander zu verbinden.

So, wie sich die berufliche Laufbahn nicht einfach ergibt, muss auch in einer Liebesbeziehung Zeit und Arbeit investiert werden – und das möglichst in einem guten Verhältnis. Daran zu arbeiten lohnt sich, denn eine gute Work-Love-Balance beflügelt: Es gibt mehr Effektivität im Job und gleichzeitig mehr Zufriedenheit im Liebesleben.

Was weiß die Wissenschaft über die Work-Love-Balance?

Dass die Balance zwischen Liebe und Karriere keine Esoterik ist, hat auch die Wissenschaft längst erkannt. Es gibt umfangreiche Studien, die sich mit der Frage beschäftigen: Wie verbinden Menschen erfolgreich Work & Love, die so genannten Work-Love-Balancer? Aber zunächst einmal zu den ernüchternden Fakten…

Wie viele Work-Love-Balancer gibt es? In einer Studie mit 989 Teilnehmenden schafften es gerade mal 31% beide Lebensbereiche glücklich zu leben (Seiffge-Krenke & Luyckx, 2014). Im Vergleich dazu waren 55% mittelmäßig und 14% wenig glücklich.

Welchen Einfluss haben die Arbeitszeit und das Zeitmanagement auf die Work-Love-Balance? In einer anderen Studie wurden 76 Paare mit akademischer Ausbildung drei Mal am Tag zu ihrer Beziehungszufriedenheit befragt (Unger, Niessen, Sonnentag & Neff, 2014). Die Antworten wurden anschließend in Zusammenhang mit ihrer Arbeitszeit gesetzt. Ganz global zeigte sich, dass die Beziehungszufriedenheit sehr dynamisch war, sich also häufig änderte. Und überraschenderweise fanden die Forscherinnen heraus: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten und einer „schlechten“ Beziehung!

Wenn es gut in einer Beziehung lief, tendierten die Menschen sogar dazu, viel Zeit auf Arbeit zu verbringen. Merkten sie allerdings, beispielsweise am Morgen, dass sie gerade nicht zufrieden mit ihrer Beziehung waren, dann wirkte sich das auch auf die Arbeitszeit aus: Die Befragten arbeiteten dann bewusst weniger. Gerade weil die eigenen Ressourcen begrenzt sind, wurden in „schlechten Zeiten“ die Ressourcen verlagert – zugunsten der Beziehung. Hier sind gute Selbstregulations-Strategien gefragt, vor allem in den Bereichen Zeitmanagement und Problemlösestrategien.

Was machen Work-Love-Balancer anders? Auch eine weitere Studie mit 285 Paaren mit akademischer Ausbildung zeigte über sechs Monate hinweg: Work-Love-Balancer setzten ganz bewusst Prioritäten (Unger, Sonnentag, Niessen & Kuonath, 2015)! Wenn man wenig Zeit im Privatleben hat und gleichzeitig viele Ziele erreichen möchte, muss man zwangsläufig eine Sache auswählen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit eine erfüllende Freizeit zu haben. Wer also versucht bei langen Arbeitszeiten gleichzeitig eine glückliche Beziehung zu haben, Spanisch zu lernen und einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen, läuft Gefahr nichts von alldem wirklich zu erreichen bzw. zu genießen. Für Work-Love-Balancer ist es so, dass lange Arbeitszeiten dem Liebesglück keinen Abbruch taten, solange man in der Freizeit den Fokus auf die Liebe legt.

Was ist nun die Nummer 1: Work oder Love? Weitere Studien aus der positiven Psychologie weisen darauf hin, dass eine glückliche Partnerschaft, genauso wie gute Freundschaften, die Lebensqualität mehr erhöhen als ein hoher sozialer Status oder eine steile Karriere (z.B. Kahneman, 2006; Schnittker, 2008). Dies scheinen Work-Love-Balancer, oft unbewusst, zu wissen und setzen dies konsequent um. Die Waage verschiebt sich im Zweifel also mehr zur Love-Seite.

All das mögen vielleicht keine neuen bahnbrechenden Erkenntnisse sein. Aber nichtsdestotrotz zeigt die Wissenschaft, wie wichtig es ist, sich selbst regelmäßig an die Bedeutung des eigenen Liebesglücks zu erinnern!

3 Tipps für eine gute Work-Love-Balance:

1. Wenn Sie merken, dass es in der Beziehung gerade nicht gut läuft, dann arbeiten Sie weniger. Nutzen Sie die gewonnene Zeit zu zweit, um die Liebe wieder zu entflammen!

2. Stellen Sie ein gutes Zeitmanagement für die Arbeit und die Liebe auf. Sie können beispielsweise ein regelmäßiges „Beziehungs-Meeting“ machen, um die aktuelle Gefühlslage zu besprechen und zukünftige Aktivitäten bzw. gemeinsame Visionen zu planen.

3. Priorisieren Sie die Liebe in Ihrer Freizeit. Teilen Sie Ressourcen dafür bewusst ein. Verschieben Sie dafür unerledigte – egal ob berufliche oder private – Aufgaben auf den nächsten Tag, um dann abzuschalten und die gemeinsame Zeit zu genießen.

Weiterführende Literatur

Kahneman, D. (2006). Would you be happier if you were richer? A focusing illusion. Science, 312(5782), 1908–1910.

Schnittker, J. (2008). Happiness and success: genes, families, and the psychological effects of socioeconomic position and social support. American Journal of Sociology, 114(1), 233–259.

Seiffge-Krenke, I. & Luyckx, K. (2014). Competent in work and love? Emerging adults’ trajectories in dealing with work–partnership conflicts and links to health functioning. Emerging Adulthood, 2(1), 48–58.

Unger, D., Niessen, C., Sonnentag, S. & Neff, A. (2014). A question of time: Daily time allocation between work and private life. Journal of Occupational and Organizational Psychology, 87(1), 158–176.

Unger, D., Sonnentag, S., Niessen, C. & Kuonath, A. (2015). The longer your work hours, the worse your relationship? The role of selective optimization with compensation in the associations of working time with relationship satisfaction and self-disclosure in dual-career couples. Human Relations, 68(12), 1889–1912.

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