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Chaos im Kopf – Warum es gut ist, auch mal Unordnung zu zulassen

Über den Autor
Dr. Elvira HauskaSystemisches Coaching, Business Coaching, Karriere/ Skills-CoachingZum Profil

Überquellende Regale, Papierstapel ohne Ende und ein heilloses Durcheinander – vor allem in Phasen des Umbruchs bricht immer wieder Chaos aus. Das Sich-Trennen von liebgewonnen Dingen fällt schwer, obwohl Neues bereits in mehr als genug vorhanden ist. ProCoach Elvira Hauska berichtet von Ihren Erfahrungen und verrät Ihnen einige Tipps, um Ihr Chaos im Kopf zu strukturieren.

Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich mich am Rande der Verzweiflung befinde, wenn mein Kopf im Chaos versinkt. Das beginnt damit, dass ich am Morgen eine Arbeit beginne, von der ich am Abend nicht mehr genau weiß, ob ich sie überhaupt brauche und manchmal sogar vergesse, ob ich sie schon gemacht habe. In absoluten Krisenzeiten kommen noch die schmerzenden Selbststeinigungen, warum noch so viel Unerledigtes zu tun ist, dazu. Als literaturaffiner Mensch neige ich dazu, mir alle möglichen Ratgeber zur Selbstorganisation durchzulesen. Meistens war es mit der Akzeptanz des Chaos verbunden, das notwendig ist, um Neues entstehen zu lassen. Trotzdem kann das Chaos auch schnell zur Bremse werden.

Zuerst gedankliche Räume für Wesentliches schaffen

Der hilfreichste Tipp, den ich in vergleichbaren Szenarien erhalten habe, kam von meinem damals rund achtjährigen Sohn. Er fragte mich, was denn mit mir los sei und ob er mir helfen könne. Ich sagte damals zu ihm, dass ich zu viele Sachen im Kopf habe, und der verfügbare Platz somit schon überfüllt sei, sodass ich einerseits das, was ich suche, nicht mehr finde und andererseits jede Menge belastende überflüssige Gedanken habe. Er konnte das gut nachvollziehen, hatte aber sofort eine Lösung für mein Problem parat. „Gib doch die Sachen in spezielle Räume“, war seine spontane Empfehlung. Das klang nicht schlecht.

Die Zeit nach dem Gespräch war durch zielgerichtetes Grübeln gekennzeichnet. Ich versuchte diverse Zuordnungen meiner Ideen zu Räumen, scheiterte aber an der Frage wie viele Räume ich denn überhaupt einrichten sollte. Auch hier war mein Sohn relativ rasch mit seinem Lösungsvorschlag: „Beginn mit dem Wichtigsten und das gibt Du in ein ganz besonderes Regal.“ Die Auseinandersetzung mit der Frage, was aktuell gerade ‚das Wichtigste‘ ist, hilft ungemein bei der notwendigen Prioritätensetzung für eine handhabbare und überschaubare Arbeitsumgebung. Dazu kommt die Auslagerung des ‚anderen‘ und die Ordnung in ‚externe‘ Archivräume.

Chaos fördert Kreativität – Ordnung schafft Strukturen

Es wurde bald offensichtlich, dass für mich eine ‚Gedankenwohnung‘ nicht ausreichte, sondern ein ‚Gedankenschloss‘ zu bauen ist. Dieses Schloss zeichnete ich dann in einem gemeinsamen Malkurs, den ich mit meinem Sohn besuchte. Ich erstellte zusätzlich ein kleines Dorf am Meer mit Leuchtturm, das derzeit noch in meinem Wohnzimmer hängt. Das Malen der Räume im Schloss in einem Bild war damals verhältnismäßig kompliziert.

Heute beschäftige ich mich intensiver mit Chaos. Lange Zeit war ich als Konfliktmanagerin der Meinung, dass wir uns derzeit in einer Krisengesellschaft befinden. Durch die nähere Beschäftigung mit den Begriffen ‚Chaos‘ und ‚Krise‘ habe ich diese Ansicht umgeändert – sozusagen von der Krise zum Chaos. Es war mir einfach sympathischer zu sagen oder zu schreiben, dass wir derzeit keine allgemeingültigen Regeln aufstellen können, anstatt dass wir kurz vor der Entscheidung stehen, ob wir „überleben“ oder nicht. Derzeit bemühe ich mich, einen liebevolleren und herzlicheren Umgang mit Chaos zu erlernen. Das ist alles andere als leicht, war ich doch bisher der Überzeugung, dass Ordnung wichtiger ist als Chaos. Auch hier finde ich den derzeitigen Ratschlag meines Sohnes sehr inspirierend: „Schau, dass Du ein geordnetes Chaos hast. Das ist viel besser als eine chaotische Ordnung.“ – Was immer das auch bedeutet.

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