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Aus Fehlern im Beruf lernen: Expertentipps gegen Selbstabwertung und Blockaden

Scheitern gehört im Leben dazu. Wer dann den Kopf in den Sand steckt oder Fehler nur bei anderen sucht, verschenkt die Chance, sich weiterzuentwickeln und positive Impulse mitzunehmen. Aber wie gelingt es, aus Fehlern wirklich zu lernen? Erfahrene Coaches verraten, wie ein professioneller und konstruktiver Umgang mit Niederlagen gelingt.

1. Suchen Sie Ursachen und nicht Schuldige.

Fehler werden nicht absichtlich gemacht. Würde ein Mitarbeiter oder Führungskraft absichtlich einen Fehler machen, würde dies rechtlich Konsequenzen nach sich ziehen. Daran hat aber keiner ein Interesse, weil es sich immer dann um persönliche Nachteile handeln würde. Menschen wollen Vorteile für sich, deshalb werden Mitarbeiter und Führungskräfteimm bemüht sein, „erfolgreiche“ Entscheidungen zu treffen. Wie jeder weises, klappt dies aber nicht durchgehend. Die Gründe sind oder können sein:
– fachlich im Sinne von Fachwissen nur teil- oder sogar inkompetent zu sein
– mangelnde Integration der Umweltbedingungen und/oder Umweltanforderungen
– mangelnde Analyse und Bewertung der Ausgangssituation
– mangelnde Vorstellung von den Folgen der Entscheidung
– ungeeignete Begabungs-, Motiv- und Wertestruktur in der Person oder der Gruppe des/der Entscheider
von Dr. Rolf Meier

2. Werden Sie zum Experten Ihrer vermeintlichen Niederlagen.

Nutzen Sie den vermeintlichen Misserfolg, indem Sie sich mit den neu entstehenden Möglichkeiten beschäftigen und so zukünftig diese Erfahrungen gewinnbringend anwenden können. Verstehen Sie Probleme als Herausforderungen, anstatt wie das Kaninchen vor der Schlange handlungsunfähig in Schockstarre zu verharren. von Leonhard Limburg

3. Stellen Sie sich konstruktive Fragen.

Im Falle von Niederlagen sind übliche und verbreitete Fragen, die wir uns stellen: “Warum muss das immer mir das passieren?“ oder „Bin ich zu blöd dafür?“ Gehen Sie nicht zu streng mit sich ins Gericht. Eine Frage in negativer Intention bekommt immer eine negative Antwort, die uns bedrückt und eher deprimiert. Wenn Sie sich aber fragen: “Was kann ich daraus lernen?“, dann werden Niederlagen zu Lernerfahrungen und tragen sofort zu unserer Weiterentwicklung bei. Das klappt vielleicht nicht sofort, man kann es aber lernen. von Silvia Horstmann

4. Übernehmen Sie Verantwortung für den Rückschlag.

Natürlich ist es naheliegend und häufig auch sachlich richtig, die Gründe für den Rückschlag nicht bei sich selbst zu sehen. Aber was hilft das? Sie können nun mal die Menschen, Prozesse und Strukturen um sich herum sehr viel weniger beeinflussen, als Ihr eigenes Verhalten. Schlucken Sie das Gefühl der Ungerechtigkeit herunter und betrachten Sie die Situation aus der Sicht eines Außenstehenden. Konstruktiver Umgang mit Niederlagen bedeutet, die eigene Rolle in der jeweiligen Situation möglichst sachlich zu reflektieren und Erkenntnisse für die Zukunft daraus abzuleiten. von Kurt Frehe

5. Vermeiden Sie das “Prinzip Hoffnung“.

Rückschläge passieren oft, weil wir uns in wichtigen Parametern einer Situation darauf verlassen haben, dass diese zu unseren Gunsten stehen. Unmöglich Geglaubtes tritt aber tatsächlich auch einmal ein und durchkreuzt unsere Pläne. Prüfen Sie sehr genau, an welchen wesentlichen Punkten Ihres Vorhabens Sie sich auf günstige Rahmenbedingungen verlassen. Entwickeln Sie dafür jeweils eine Kontraposition: Was tun Sie, wenn genau das Gegenteil, also der ungünstigste Fall, eintritt? Die Eliminierung aller Elemente von Hoffnung in unseren Projekten macht nicht nur deren Erfolg wahrscheinlicher, sondern hilft uns auch im Fall eines Rückschlags: Sie erzeugt das stabilisierende Gefühl, wirklich alle Eventualitäten geplant zu haben. von Kurt Frehe

6. Trennen Sie zwischen Rolle und Persönlichkeit.

Krisen und Rückschläge sind normaler Bestandteil produktiver Organisationen, oft sind sie sogar ausgesprochen förderlich. Als Mitarbeiter übernehmen Sie eine Rolle in dieser Organisation. Sie fühlen sich verantwortlich und geben Ihr Bestes, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Leider gelingt aber nun mal nicht alles: Es scheitert an Prozessen, Strukturen oder schlichtweg anderen Meinungen. Ihre professionelle Rolle hat einen Rückschlag erlitten – Ihre eigentliche Persönlichkeit muss das jedoch nicht treffen. Besinnen Sie sich auf Ihre starken, stabilisierenden Elemente: Ihre Familie und Freunde, Dinge außerhalb des Jobs, die Sie stark und glücklich machen. Nicht zuletzt: Stützen Sie sich auf Ihre Werte, die Sie tragen. Rückschläge treffen Sie immer nur so tief, wie Sie es zulassen. von Kurt Frehe

7. Vergegenwärtigen Sie sich Ihrer Stärken.

In ihrer Freizeit gehen sie Hobbies nach, welche hochkomplex und herausfordernd sind: Sie designen private Internetseiten, reparieren Haushaltsgeräte oder gestalten Haus und Garten,… Die meisten sind sich der Komplexität solcher Tätigkeiten nicht bewusst. Welche Kompetenzen und Erfahrungen nutzen Sie dabei? Was hindert Sie, diese Fähigkeiten auch im beruflichen Umfeld zu nutzen? Womit können Sie beginnen? Gehen Sie kleine Schritte und realisieren erste Erfolgserlebnisse. Erstellen sie langfristig eine Präsentation über sich, in der Sie Bilder und Geschichten sammeln, die Ihre Entwicklung widerspiegeln. von Leonhard Limburg

8. Besinnen Sie sich auf Ihre Problemlösungskompetenzen.

Akzeptieren Sie das Geschehen, es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Selbstvorwürfe sind nicht zielführend und demotivieren nur. Nutzen sie stattdessen Ihre Energie dazu, die neuen Aufgaben anzugehen. Besinnen Sie sich der Herausforderungen der Vergangenheit, die sie erfolgreich gemeistert haben. Wie haben Sie das in der Vergangenheit geschafft? Machen Sie sich die Besonderheit bewusst und schreiben Sie wichtige Stichpunkte auf. Gehen Sie im Geiste dann die kommende Aufgabe durch und suchen sie nach Parallelen in den bewältigten Situationen. von Leonhard Limburg

9. Starten Sie Ihren persönlichen Verbesserungsprozess.

Die Einstufung Misserfolg oder Niederlage ist immer eine Bewertung eines Ereignisses, einer Handlung oder deren Folgen. Hierbei empfehle ich folgenden vierstufigen Klärungsprozess:

1) Hinterfragen und klären Sie, welche Bewertungsmaßstäbe andere ansetzen.

2) Reflektieren Sie Ihre eigenen Maßstäbe. Hier entscheidet sich, welche emotionale Bedeutung und Auswirkung das Misserfolgsereignis für Sie persönlich hat.

3) Hinterfragen Sie Ihre Selbstvorwürfe und holen sich Feedback hierzu ein. Für die nachhaltige Befindlichkeit und Handlungsfähigkeit ist es entscheidend zu klären, inwieweit Sie sich die Situation als eigenes Versagen ankreiden.

4) Haben Sie eigene Fehler identifiziert, die zu dem Misserfolg beigetragen haben, versuchen Sie zu verstehen, was die Bedingungen für Ihr suboptimales Verhalten in dieser konkreten Konstellation waren und leiten Sie eine neue Handlungsregel daraus ab. Diese können Sie bei nächster Gelegenheit testen und reflektieren. So starten Sie Ihren persönlichen Verbesserungsprozess. Eine Formel dazu aus meiner psychotherapeutischen Schatzkiste: “Trau dich, auch zu versagen um erfolgreich zu sein, es zu schaffen!”  von Thomas Kuhlmann

 

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