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Bindungsangst? So lernen Sie, mehr Nähe zuzulassen

Über den Autor
Barbara BiellaKonfliktcoaching, Systemisches Coaching, Life-CoachingZum Profil

Thoughtful look. Depressed cheerless unhappy woman holding her chin and thinking about her problems while having a difficult period in life

Wer sich nach Nähe sehnt, sie gegenüber anderen Menschen aber nicht zulassen kann, hat Bindungsangst. Oftmals reicht die Furcht vor tiefen Bindungen bis in die Kindheit zurück. Diese Therapieformen helfen gegen die innere Blockade. 

Und dann ist es soweit: Der Mann Ihrer Träume steht Ihnen gegenüber mit großen Augen und offenem Herzen, bereit sich auf alles einzulassen, was Sie sich wünschen. Doch Sie fühlen sich blockiert, eingeengt und reagieren mit Distanz? Wenn Hingabe angesagt wäre, fängt Ihr Kopf regelmäßig an, über ein völlig unwichtiges Telefonat oder über den Einkaufszettel am Kühlschrank nachzudenken. Woran liegt es, dass Sie über ein bestimmtes Maß an Nähe nicht hinauskommen? Was können Sie tun, um diesen Wunsch trotzdem wahr werden zu lassen?

 

Verletztes Urvertauen als mögliche Ursache

Es könnte sein, dass Ihr Urvertrauen in früher Kindheit verletzt wurde und daraufhin Ihre unterbewusste Erinnerung dafür sorgt, kein Risiko mehr einzugehen. Wenn bei der Geburt oder in den ersten Lebensjahren die Bindung (meist) zur Mutter unterbrochen wurde, z.B. durch einen Krankenhausaufenthalt der Mutter oder des Kindes, kann eine massive Störung im Verhältnis zur Mutter die Folge sein.

Ganz natürlich sucht jedes Kind Sicherheit und Schutz bei der Mutter. Wenn das Kind nach ihr schreit und sie nicht kommt, gibt es Kinder, die aufgeben, sich in sich selbst zurückziehen, um die Angst und die Ohnmacht nicht zu fühlen. Die Sehnsucht ist und bleibt zwar immer noch da, aber die Beziehung bleibt gestört. Bert Hellinger, der Begründer der Familienaufstellung und Psychoanalytiker, bezeichnet das als „unterbrochene Hinbewegung zur Mutter“. Oft erkennt man sie auch bei Erwachsenen daran, dass sie keine nahe Verbindung zur Mutter haben oder sogar Nichtempfinden und Kälte fühlen.

 

Die Angst davor, Schwäche zu zeigen

Bei jeder Annäherung an einen geliebten Menschen tauchen aus dem Nichts die als Kind empfundenen Gefühle wieder auf. Das kann sich in Wut, Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung, Resignation zeigen, aber auch durch körperliche Symptome, wie z.B. Kopfdruck oder Verspannungen.
Typische Verhaltensweisen sind dann: nichts annehmen können, keine Schwäche zeigen wollen, um nichts bitten wollen, den Glauben es sowieso besser alleine zu können. Dieses Nichtempfinden schützt vor der Wahrnehmung des Schmerzes, aber auch vor echter Nähe.

 

Die Festhaltetherapie als Schmerzverarbeitung

Was können Sie also jetzt tun, wenn Sie sich in diesen Symptomen wiederfinden und wieder Nähe spüren möchten? Ein erster wichtiger Schritt kann sein, sich den alten Schmerz und die alte Sehnsucht bewusst zu machen und sie eventuell laut auszusprechen, aufzuschreiben und mit einem Freund oder Therapeuten darüber zu sprechen. Es gibt außerdem die Möglichkeit, eine unterbrochene Hinbewegung ans Ziel zu bringen, indem man sich von der Mutter halten lässt. Da sich dies in der Realität nicht so leicht umsetzen lässt, gibt es Methoden, das Ergebnis durch „Stellvertreter“ zu erreichen.

Bert Hellinger empfiehlt dazu die Festhaltetherapie. Der Klient wird zu dem Zeitpunkt, in dem die Hinbewegung unterbrochen wurde, zurückgeführt und vom Therapeuten gehalten, bis die ursprüngliche Liebe, die in Wut, Trotz, Verweigerung, Trauer, Verzweiflung umgeschlagen ist, wieder frei fließen kann.

 

Neue Bindungen schaffen mit der Familienaufstellung

Sogenannte Familienaufstellungen sind sehr gut dazu geeignet, sich der Nähe wieder zu nähern. In der Familienaufstellung wird die Mutter, die gleichzeitig für Liebe, Sicherheit und Willkommen sein steht, in gefühlt richtigem Abstand zur Tochter oder zum Sohn gestellt. Dann geht es darum, Schritt für Schritt auf die Mutter zuzugehen und bei jedem Schritt zu fühlen, was es an Gefühlen, Vorwürfen, Ängsten, Vermeidungen gibt. Diese Aufgabe kann entweder von Ihnen selbst übernommen werden oder Sie bitten einen Stellvertreter, den Weg zu gehen und sehen sozusagen als Zeuge zu. Das ist oft die einfachere Lösung.

Das Ziel ist es, mit der Vergangenheit in Frieden zu kommen und erwachsen, selbstverantwortlich und frei zu wählen, wieviel Nähe zugelassen werden soll.
Wenn Sie dabei feststellen, dass in Ihrem Leben zu einem Ihrer Kinder keine gute Bindung besteht, ist es natürlich auch möglich, dass Sie etwas unternehmen, um die Unterbrechung zu vollenden. Bei kleineren Kindern ist es oft noch sehr einfach.

Nach all diesen Heldentaten zurück zur Ausgangsposition:
…und dann ist es soweit! Der Mann Ihrer Träume steht Ihnen gegenüber mit großen Augen und offenem Herzen, bereit sich auf alles einzulassen, was Sie sich wünschen. Und dieses Mal gehen Sie auf ihn zu und nähern sich Stück für Stück.

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