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Das sag‘ ich dem CEO! Über die Vor- und Nachteile direkter Kommunikation

Die meisten Unternehmen sind hierzulande nach wie vor stark hierarchisch organisiert und dementsprechend ist es auch deren Kommunikation. Dass der Praktikant dem CEO einfach eine E-Mail schreibt, ist für viele Berufstätige nach wie vor unvorstellbar. Dabei würde es sich in der Theorie um die effizienteste Form der Mitarbeiterkommunikation handeln. Aber wo liegt in der Praxis das Problem?

 

Es war der Visionär Elon Musk, der vor wenigen Wochen Schlagzeilen mit einer innovativen Theorie zur Mitarbeiterkommunikation machte. Eigenen Angaben zufolge, kann bei Tesla jeder mit jedem kommunizieren, nicht nur innerhalb einer Abteilung oder auf derselben Hierarchieebene, sondern im wahrsten Sinne des Wortes jeder mit jedem. Dass Musk selbst E-Mails oder Anrufe von allen Angestellten bis hin zum Praktikanten bekommt, stört ihn angeblich nicht. Im Gegenteil: Er ist sich sicher, dass nur so effiziente Kommunikation möglich ist. Stimmt das?

 

Ein Manager ist kein Streitschlichter

In Deutschland ist die Kommunikation in der Regel hierarchisch organisiert. Das bedeutet: Mitarbeiter kommunizieren im Team vielleicht untereinander, sobald das Thema aber abteilungsübergreifend ist, wird der direkte Vorgesetzte zum Ansprechpartner. Selbst Konflikte zu lösen oder sogar Hierarchieebenen auszulassen, um mit einer höheren Führungsperson Kontakt aufzunehmen, das ist undenkbar und wird von den direkten Vorgesetzten meist als Respektlosigkeit wahrgenommen. Deutsche Manager haben demnach eine Doppelrolle inne: Sie müssen einerseits ihrer täglichen Arbeit nachgehen und spielen andererseits Streitschlichter für ihre Mitarbeiter. Vieraugengespräche, Mediationen oder Problemgespräche stehen plötzlich auf der Tagesordnung und dabei bleiben die eigentlich wichtigen Aufgaben schnell liegen. Auf die Frage, ob ein Manager im Unternehmen als Streitschlichter agieren sollte, ist deshalb mit einem klaren Nein zu antworten. Dafür ist er in der Regel viel zu beschäftigt und ehrlich gesagt auch zu teuer. Wieso also würde es besser gehen?

 

Worin liegt das Problem mit der direkten Kommunikation?

In der Theorie wäre es die effizienteste Form der Kommunikation, wenn im Unternehmen jeder mit jedem kommuniziert, wie es Elon Musk angeblich bei Tesla handhabt. So könnte jeder seine Probleme selbst klären, ohne die kostbare Arbeitszeit der Manager, Mediatoren oder anderen Arbeitnehmer in Anspruch nehmen zu müssen. Aus Unternehmenssicht bedeutet dies große Kosteneinsparungen sowie eine Erhöhung der Produktivität. Die Mitarbeiter profitieren derweil von einer Kommunikation auf Augenhöhe, sei es mit einem Teammitglied, einem Spezialisten aus der Nachbarabteilung oder dem CEO höchstpersönlich. In der Praxis wird dieses Konzept bislang aber nur in den wenigsten und wenn, dann in kleineren Unternehmen umgesetzt. Der direkte Kommunikationsfluss wäre in großen Betrieben schlichtweg zu komplex. Es wäre eine Datenbank mit allen E-Mail-Adressen oder Telefonnummern betreffender Personen im Unternehmen notwendig und die Kommunikation würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit ungleich verteilen:

– Einige Mitarbeiter wären vom Kommunikationsfluss ausgeschlossen.

– Andere, vor allem höherrangige, Personen hätten vermutlich eine unüberschaubare Nachrichtenflut im Postfach beziehungsweise auf dem Smartphone.

– Es ist zudem davon auszugehen, dass sich einige Betroffene mit der Umstellung schwertun und dennoch die alten Strukturen befolgen würden. Die Entlastung der Führungskräfte wäre dadurch nur in geringem Maße spürbar.

– Alles in allem droht eine direkte Kommunikation zwischen den Hierarchieebenen im Chaos zu enden.

Schlussendlich ist eine direkte Kommunikation zwar sinnvoll, sollte aber dennoch eingeschränkt werden. Hierfür bedarf es ein wenig gesunden Menschenverstand bei den Mitarbeitern selbst. Sie müssen sich fragen: Mit wem habe ich diesen Konflikt und sollte ich ihn lieber direkt klären oder meinen Vorgesetzten einschalten? Zudem müssen die Führungsebenen die Belegschaft ermutigen, kleine Unstimmigkeiten selbst zu klären. Alles in allem werden in Extremfällen aber immer noch die Vorgesetzten Mediator spielen müssen, ansonsten würde auch ein Elon Musk vor lauter Kommunikation nicht mehr zum Arbeiten kommen.

 

Wenn Sie sich tiefergehend dafür interessieren, was „gute“ Mitarbeiterkommunikation bedeutet und wie Sie diese im Unternehmen umsetzen können, kontaktieren Sie einen professionellen Coach – eine Auswahl passender Coaches finden Sie hier. Eine Auswahl weiterer interessanter Coaches zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung finden Sie unter diesem Beitrag.

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