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Raus aus der Komfortzone – wie Angst aufregend und hilfreich sein kann und ab wann sie gefährlich ist

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Gina SchölerBusiness CoachingZum Profil

Caucasian woman sitting in armchair holding legs

Persönliche Grenzen ausloten und Neues ausprobieren kann Spaß machen und ist förderlich für das Glück. Doch es gibt Grenzen – wenn wir dabei Angst empfinden, die uns lähmt. Wie Sie Ihrer Angst im Alltag begegnen.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass es dem Wohlbefinden zuträglich ist, immer wieder etwas Neues zu lernen oder zu erfahren, sich selbst herauszufordern und positiv zu überraschen. Das Selbstwertgefühl steigt, neue Verknüpfungen im Gehirn entstehen, wir sind voll im Moment und lernen für’s Leben. Aber Herausforderung kann auch Angst machen. Während ernstzunehmende Angsterkrankungen psychotherapeutisch behandelt werden sollten, können Sie „alltägliche Ängste“, die jeder von uns kennt, auch mit Selbsthilfetipps begegnen. Versagensangst, Existenzangst und Angst vor Ablehnung kommen heute mit am häufigsten vor und werden ab einer bestimmten Ausprägung gefährlich für uns und unseren Körper. Haben Sie den Mut, sich selbst und Ihre Gefühle besser wahrzunehmen und kennenzulernen. Es ist wichtig, zu wissen, wer wir sind und wie wir mit Herausforderungen des Lebens umgehen können.

Bestätigung aus dem Umfeld gegen Selbstzweifel

Versagensängste werden oft ausgelöst durch enormen Leistungsdruck und Selbstzweifel. Wenn wir uns darauf besinnen, wer wir sind und was wir können, wenn wir unsere Messlatten nicht zu hoch hängen, Vorhaben mit mehr Gelassenheit angehen, uns gegenseitig unterstützen und weniger im „Ich“ und mehr im „Wir“ denken, kann man diesen Ängsten sicher sehr gut entgegenwirken.
Seit Kindesbeinen an bekommen wir eingetrichtert, was wir alles nicht dürfen und können. Schon in der Schule bekommen wir mit einem roten Stift angemarkert, was alles schief gelaufen ist. Wo bleibt der grüne Stift, der uns Mut macht und sagt, was alles prima lief?

Gestalten Sie ein „Mut-Board“ (Pendant zu Mood-Board), in dem Sie Ihre Mitmenschen befragen, was Sie ausmacht. Welche Charakterzüge sie schätzen, welche Fähigkeiten sie an Ihnen genial finden. Welche positiven Adjektive sie mit Ihnen verbinden. Sammeln Sie all diese Aussagen von Ihren Mitarbeitern, Chefs, Nachbarn, Freunden und von den engsten Verwandten. Sie werden staunen, wie sie Sie sehen und es wird sich wie ein warmer Sommerregen anfühlen, all diese Worte zu lesen. Hängen Sie sich das Plakat auf und schauen immer wieder darauf, gerade dann, wenn die Zweifel und Versagensängste wieder auftauchen.

Katastrophenpläne verstärken die Existenzangst

Hatten Sie schon einmal Existenzangst? Egal, ob man freiberuflich tätig oder fest angestellt ist – unsere Gedanken drehen manchmal durch und wir malen uns in den wildesten Farben Horrorszenarien aus, was alles schiefgehen könnte.
Es ist ganz normal, immer wieder auch Phasen des Zweifelns zu haben. So kann man Bestandsaufnahmen machen und schauen, ob man sich auf dem richtigen Weg befindet oder die Richtung ändern muss.

Es ist absolut in Ordnung und je nach Situation ratsam, zweigleisig zu fahren und einen Plan B zu haben. Es muss nicht immer ein „entweder/oder“ sein. „Und“ ist das Zauberwort, wenn man weiß, dass es viele Möglichkeiten gibt, wie es potentiell weitergehen kann.
Stellen Sie sich vor, Ihr Haus hat nur eine Säule, dann hält es bis zum ersten Erdbeben – bis diese Säule einen Riss bekommt und instabil wird. Es ist daher essentiell, sich mehrere Säulen zu errichten, um dem ganzen Konstrukt mehr Stabilität zu geben.

Das können verschiedene Geschäftspartner, Ideen, Tätigkeitsfelder, Produkte oder Projekte sein – Hauptsache Varianten, die einem mehrere Optionen lassen.
Wir sind Meister darin, Katastrophenpläne zu schmieden. Wir können uns unmittelbar vorstellen, was alles nicht klappen kann. Das „Worst Case Szenario“ haben wir lebendig vor Augen. Wie wäre es, wenn wir den Spieß umdrehen und uns in den schönsten Farben ein „Best Case Szenario“ ausmalen? Probieren Sie es mal aus, Sie werden sehen, welche Energien freigesetzt werden.

Interpretieren, analysieren und bewerten Sie weniger

Die Angst vor Ablehnung lässt uns oft Konfrontation vermeiden. Denn wir könnten ja abgelehnt werden, kritisiert werden oder eine Absage erhalten. Das Schlimmste, was passiert könnte wäre wohl, ein „Nein“ zu kassieren. Das aber tut (fast) nicht weh: wenn Sie ehrlich reflektieren und das Ego rausnehmen, kann Ihnen viel weiterhelfen und sogar neue Türen öffnen.

Wir haben ca. 60.000 Gedanken am Tag. Ein riesiger Teil davon beschäftigt sich mit „hätte, wenns und abers“. Wir interpretieren, analysieren und bewerten den lieben langen Tag und meinen zu wissen, was andere von uns denken oder über uns reden. Hier brauchen wir wieder mehr Gelassenheit, denn zum Glück dreht sich nicht immer alles um uns und die Reaktionen der anderen spiegeln manchmal auch ihre eigenen Baustellen wider und sind nicht immer automatisch auf uns bezogen.

Natürlich wünschen wir uns Anerkennung, Bestätigung und Wertschätzung. Aber diese sollte aus einer innerlichen Kraft und nicht aus dem Mangel oder der Angst heraus entstehen.
Versuchen Sie einen Tag lang, Ihre Gedanken genau zu beobachten: Wann interpretieren Sie Worte, Reaktionen oder Verhaltensweisen von anderen? Und machen Sie gleichzeitig ein paar kleine Experimente: Behandeln Sie Ihre Mitmenschen (egal ob Supermarktkassiererin oder Vorstandschef) so, wie Sie selbst behandelt werden möchtet: Mit offenen Worten, Dankbarkeit und Freundlichkeit. Es wird zurückkommen und für schöne Momente sorgen.

Angst zu überwinden ist eine Frage der Balance

Angst bedeutet, dass wir uns in unbekannte Gefilde begeben, vielleicht sogar in Gefahr, zumindest definitiv heraus aus der Komfortzone. Angst bedeutet, Sicherheiten aufzugeben. Aber nur so kann auch Neues entstehen.
Angst ist das Zeichen „Achtung, jetzt wird es spannend!“. Manchmal kann es hilfreich sein, genau dann genauer hinzuschauen und sich gut zu überlegen, ob man nun vielleicht genau das ausprobieren und die Herausforderung annehmen sollte oder, ob es doch zu sehr an die eigene Substanz geht und man darauf verzichten muss.

Angst haben ist normal, sie immer mal wieder zu überwinden ist aber ein geniales Gefühl, was einem enorm dabei hilft, zu wachsen und an sich zu glauben. Aber denken Sie auch hier dran: Es ist alles eine Frage der Balance, passen Sie also gut auf sich auf.

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