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So macht ein Perspektivenwechsel Ihr Unternehmen erfolgreicher

Über den Autor
Dr. Holger RohdeBusiness Coaching, Systemisches Coaching, Teamentwicklung, Führungskräfte-CoachingZum Profil

Businessman looking through binoculars

Wie wir auf Meinungsverschiedenheiten und Konflikte mit Mitarbeitern reagieren, resultiert aus unserem individuellen Wertesystem. Business Coach Dr. Holger Rohde verrät, wie die „mentalen Landkarten von Menschen“ Konfliktursache und Lösung zugleich für ein erfolgreicheres Arbeiten im Job sein können.

Kennen Sie das Problem? Sie vertreten eine klare Meinung, doch eine andere Person widerspricht Ihnen. Oftmals denken Sie sofort, dass die andere Person Unrecht hat. Je nach Situation und Persönlichkeit nimmt der Konflikt etwa im Job während des Meetings seinen Lauf. Oder eine entscheidende Idee, um ein Projekt aus der Schieflage zu bringen, wird ignoriert.

Häufig sind unterschiedliche „mentale Landkarten von Menschen“ die Ursache von Konflikten. Warum? Jeder von uns glaubt, die Welt zu sehen, wie sie ist. Dabei erkennen wir nicht, dass wir unsere mentalen Landkarten – d.h. unsere persönliche Sichtweise auf die Dinge – mit der Realität verwechseln. Auf den Konflikt im Meeting bezogen, heißt das: Wer Ihnen widerspricht, vertritt Ihrer Ansicht nach nicht die Realität und muss damit im Unrecht sein. Sie geraten in einen emotionalen Widerstand, denn Ihre Sichtweisen macht letztlich Ihre Identität aus. Hier kann ein Perspektivenwechsel nicht nur helfen, ein besseres Arbeitsumfeld zu schaffen. Er kann sogar zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen.

 

So entsteht Ihre mentale Landkarte

Mentale Landkarten der Realität basieren auf unseren Wertesystemen, Glaubenssätzen und Erfahrungen und prägen unsere Einstellungen und unser Verhalten. Dabei unterschätzen wir häufig, wie stark unsere Sicht auf die Welt durch Sozialisation, Erfahrungen und die Entscheidungen, die wir im Leben getroffen haben, beeinflusst wird. Eine bekannte Metapher dafür liefert das antike Höhlengleichnis von Platon, in der Gefangene in einer Höhle die reale Welt nur in Form von Schatten an einer Höhlenwand sehen können. Als einer der Gefangen entkommen kann und begeistert zurückkehrt, um die restlichen Gefangenen in die wirkliche Welt mitzunehmen, möchten diese ihm nicht folgen, da die Realität für sie doch so offensichtlich zu sein scheint.

 

Entwickeln Sie ein Bewusstsein für Ihre mentale Landkarte

Je mehr wir achtsam sind für unsere mentalen Landkarten und deren Einfluss auf unsere Sichtweise und unser Verhalten, desto mehr Verantwortung für unsere Bewertungen, Einstellungen und Verhalten können wir übernehmen. Das ermöglicht uns, unsere Annahmen zu testen, unsere persönlichen Grenzen überwinden und respektvoller und konstruktiver mit Menschen umzugehen, die unterschiedliche Annahmen über die Welt haben.

Mehr Achtsamkeit für unsere mentalen Landkarten bedeutet an sich schon eine Änderung unserer Landkarten. Das Bewusstsein für die eigene Konditionierung ist der erste Schritt, die Konditionierung nicht mehr zuzulassen. Oder mit Victor Frankls Worten ausgedrückt, „zwischen Stimulus und Antwort liegt ein Raum. In diesem Raum ist unsere Kraft, die Antwort auszuwählen. In der Antwort liegt unsere Freiheit und unser Wachstum.“

 

So schaffen Sie einen Perspektivenwechsel im Einzelcoaching

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Geschäftsbereichsleiter in einem deutschen Industrieunternehmen führt in einem Meeting einen Monolog von 45 Minuten, wie die strategischen Ziele zu erreichen wären. Im Team macht sich Unruhe breit. Der Geschäftsbereichsleiter ist ratlos. Welche mentalen Landkarten spielen hier eine Rolle? Der Geschäftsbereichsleiter hat zwei dominante Antriebskräfte: detailliertes, strategisches Denken und einen Sinn für nachhaltige Ergebnisse. Er schätzt daher die ausführliche Erläuterung seiner Gedanken, denn das dient seiner Meinung nach einem guten Verständnis durch das Team. Eine Gruppe im Team ist jedoch stark entscheidungs- und wettbewerbsorientiert, für diese Gruppe ist der lange Monolog ohne Entscheidungen unerträglich. Die andere Gruppe ist konsens- und gruppenorientiert. Für diese Gruppe wirkt der Geschäftsbereichsleiter mechanisch und nicht am Feedback der Gruppe interessiert.

Was kann der Geschäftsbereichsleiter in dieser Situation tun?

Ein Coach kann ihm helfen, die Reflektion der eigenen mentalen Landkarte und möglicher Konflikte mit anderen Landkarten zu vertiefen. Dazu eignet sich beispielsweise das Modell der Wertetheorie des Psychologen Clare W. Grawes. Danach bilden Menschen individuelle Wertesysteme heraus, die entweder als Antriebskraft funktionieren oder gegen die man einen Widerstand herausbildet.

 

Erkennen Sie die individuellen Stärken Ihrer Mitarbeiter an

Mehr Bewusstsein für mentale Landkarten ist vor allem dann wichtig, wenn man sich in einem kontextspezifischen Spannungsfeld von individueller Persönlichkeit, Teamdynamik und Aufgabenstellung befindet.

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Team ist die Mehrzahl konsens- und gruppenorientiert − mit einer hohen sozialen Kompetenz. Das mehrheitliche Wohlfühlen hat oftmals den Preis der Entscheidungsunfähigkeit. In einem Workshop identifiziert Ihr Team, das einige Teammitglieder sehr wohl entscheidungsfreudig sind, aufgrund der von ihnen als zäh empfundenen Diskussionen aber frustriert sind und ihre Ressourcen nicht voll in das Team einbringen. Werden diese Präferenzen und Perspektiven im Workshop visualisiert und angesprochen, erkennt Ihr Team schnell die Chance, anders miteinander umzugehen als bisher.

Was ist der Effekt solcher Teamcoachings? Sie entwickeln Verständnis und Wertschätzung für die Identität eines anderen Menschen und abstrahieren von dem bisher als merkwürdig empfundenen Verhalten. Das Ergebnis ist weniger zwischenmenschlicher Stress, mehr Vertrauen, Wertschätzung und Toleranz untereinander und eine deutliche Erhöhung der Teameffektivität.

 

Selbstreflektion und Akzeptanz führt auf Dauer zu mehr Erfolg

Wer wirklich erfolgreich sein will, sollte sein Wertesystem und seine darauf aufbauenden mentalen Landkarten kennen und sich ihrer in alltäglichen Situation bewusst sein. Die Fähigkeit zur Reflektion eigener emotionaler Widerstände ist die Voraussetzung, um andere Verhaltensweisen und Meinungen authentisch wertzuschätzen. Nur können Sie die immer vielfältigeren Wertesysteme von Menschen im Arbeitsumfeld konstruktiv und effektiv für gemeinsames Wachstum nutzen. Nur so entsteht das Engagement und Verantwortungsbewusstsein, um gemeinsam die Veränderungen, die Sie täglich herausfordern, zu meistern.

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