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Wie sich Coaches 50+ neu ausrichten

Portrait of smiling mature businessman at office desk holding tablet

Sie sind ein äußerst erfahrener Coach. Sie kennen und leben das Coaching-Business seit vielen Jahren. Sie beobachten die Veränderungen im Markt und haben es bislang geschafft, sich erfolgreich zu behaupten. Sie sind gut ausgelastet, werden regelmäßig empfohlen und angefragt. Die 50 haben Sie bereits überschritten oder bewegen sich gerade auf diese magische Zahl zu. Und Sie fragen sich immer häufiger: Will ich das, was ich die letzten Jahre gemacht habe, auch noch die nächsten zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre machen?

 

Sie spüren, dass Sie aus Ihrer bisherigen Positionierung herausgewachsen sind. Sie passt einfach nicht mehr – wie ein zu eng gewordenes Kleid. Es gibt neue Themen, die Sie faszinieren, neue Methoden und Formate, für die Ihr Herz schlägt, neue Kundengruppen, denen Sie sich zuwenden möchten.

Möglicherweise sind Sie bislang als Führungskräfte-Coach tätig, würden jedoch gerne mehr spirituelle Ansätze in Ihre Arbeit integrieren – selbstverständlich ohne in die Esoterik-Ecke zu geraten. Oder Sie sind ein Experte für Vertriebs- und Akquise-Themen, interessieren sich jedoch zunehmend für Fragen der gesunden Lebensführung. Eine andere will einfach nicht mehr im Auftrag Dritter tätig sein und endlich ihr eigenes Ding machen. Ein weiterer wiederum wird von seinen Kunden als „Geheimwaffe“ geschätzt und gebucht, spürt jedoch, dass ihn das zunehmend entkräftet.

Die Ausgangssituationen, Bedürfnisse und Sehnsüchte sind vielfältig. Allen diesen Coaches gemein ist jedoch der Wunsch, sich neu auszurichten ohne recht zu wissen, wie das gelingen soll. Schließlich sollen bestehende Kunden nicht verprellt, hervorragende Kontakte weiterhin genutzt und die Auftragslage weitestgehend stabil bleiben. Denn kaum ein Coach wird sich unter wirtschaftlichen Aspekten erlauben können, den „alten Laden“ zu schließen, sich in Ruhe zu sortieren und dann „etwas Neues aufzumachen“.

 

Wie also kann die Neuausrichtung gelingen?

Was nicht oder nur in den seltensten Fällen funktioniert, ist seinen Kunden das Neue mit den Worten „Das mache ich jetzt auch“ zu verkaufen. Kunden wünschen sich Klarheit, Sicherheit und Stabilität. Für das neue Thema, Format, Angebot beauftragen sie im Zweifel lieber einen bekannten Experten als einen noch so geschätzten Kollegen, der bislang auf einem ganz anderen Terrain unterwegs war.

Wesentlich ist daher, dass Sie aus Ihrer bestehenden Expertise heraus argumentieren und verdeutlichen, dass es Ihnen darum geht, Ihre Arbeit noch wirksamer als bisher zu gestalten. Dafür braucht es eine schlüssige Geschichte, anhand derer Sie glaubhaft und nachvollziehbar belegen können, warum es zwingend erforderlich ist, neue Ansätze in das bestehende Angebot zu integrieren.

Es geht hier also nicht um ein „entweder … oder“, sondern um ein „sowohl als auch“. Das bedeutet für Sie, dass Sie sich nicht von heute auf morgen von Ihrem alten Geschäft verabschieden, sondern es weiterverfolgen, sich dabei jedoch Schritt für Schritt neu ausrichten.

 

Ihre Geschichte finden

Um eine für Ihre Kunden schlüssige Geschichte zu entwickeln, sollten Sie sich mit Ihrer bisherigen beruflichen und gegebenenfalls auch privaten Biographie beschäftigen. Wo finden sich verbindende Elemente zwischen dem Alten und dem Neuen? Was hat Sie möglicherweise schon immer bewegt, ist jedoch vielleicht nur in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten? Wo sehen Sie den Sinn in Ihrem Tun? Was ist Ihre Antwort auf die Frage nach dem Warum? Und gilt diese Antwort vielleicht für das Alte ebenso wie für das Neue, nur dass Sie sie so noch nie formuliert haben?

Die Arbeit an Ihrer Biographie ist auch deshalb hilfreich, weil Ihr Lebensweg Ihre Identität prägt und spiegelt. Bei allen Entwicklungen, die jeder Mensch, jeder Coach im Laufe seines Lebens durchläuft, findet sich in der persönlichen Vita auch immer ein stabiler Kern. Und so ist es möglich, hier auf Anzeichen zu stoßen, die den Schlüssel zu der Verbindung zwischen „bis jetzt“ und „ab jetzt“ liefern.

 

Mut, Position zu beziehen

Dieses persönliche Momentum in die Kommunikation zu bringen, fällt vielen nicht leicht. In der Tat erfordert es Mut. Schließlich geben Sie dabei etwas von sich preis. Es macht jedoch deutlich, was Sie auszeichnet und von anderen unterscheidet. Damit werden Sie greifbarer, attraktiver, wertvoller.

Natürlich verlangt es von Ihnen, zu sich und Ihrem Kernanliegen zu stehen, nicht jedem zu gefallen. Das bedeutet auch, nicht jeden Auftrag anzunehmen. Für das einzutreten, was Ihnen wichtig ist und was Sie für richtig und sinnvoll erachten. Wohlgemerkt stets mit Blick auf den Nutzen, den Sie Ihren Kunden bieten wollen.

All das macht eine attraktive Positionierung aus. Sie zu leben ist nicht immer bequem. Doch sie eröffnet Ihnen eine – bisher möglicherweise ungekannte – Freiheit. Die Freiheit, das zu machen, was Sie wirklich machen möchten; einer Arbeit nachzugehen, in der Sie nachhaltig Erfüllung finden.

Und die entscheidende Frage lautet: Wenn nicht jetzt, wann dann?

 

Zur Autorin: Katrin Fehlau schreibt im Rahmen einer Kooperation mit XING Coaches für das Magazin. Sie arbeitet seit 2003 als selbstständige Profilberaterin. Seither hat sie über 200 Berater, Trainer und Coachs unterstützt, ihr Profil zu schärfen und sich erfolgreich zu positionieren. In ihrer Arbeit verbindet sie strategische Markenkommunikation mit Elementen des systemischen Coachings.

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