Bei Schwierigkeiten werden wir selbstmitleidig
Wenn uns große Anstrengungen erwarten oder wir mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten konfrontiert sind, verlieren wir aus den Augen, wer uns unterstützen will. Dies ist das Fazit einer Studie der amerikanischen Sozialpsychologen Shai Davidai und Thomas Gilovich.
Wir sind so intensiv damit beschäftigt, Probleme lösen zu wollen, dass wir die Ressourcen vergessen. Das hat Folgen: Mit Problemen konfrontiert, neigen wir sogar dazu, unfair zu werden, fanden Davidai und Gilovich in sieben Studien heraus. Stets glaubten die Teilnehmer, dass andere es wesentlich leichter hätten als sie selbst, und gaben an, sich „vom Schicksal“ ungerecht behandelt zu fühlen. So berichteten sie beispielsweise auf die Frage, ob ihre Eltern es ihnen oder ihren Geschwistern schwerer gemacht hätten, überdurchschnittlich oft, ihnen selbst sei es so ergangen – unabhängig davon, ob sie jüngere oder ältere Geschwister waren. Die Forscher nennen dieses Phänomen die „Gegenwind/Rückenwind-Asymmetrie“. Es sei wie beim Fahrradfahren: Gegenwind stört und nervt uns, wir wollen ihn weghaben. An Rückenwind dagegen gewöhnen wir uns rasch, sodass wir nicht mehr bemerken, wie er uns voranbringt.
Quelle: Diese Veröffentlichung ist Teil einer Kooperation mit dem Beltz-Verlag. Der Beitrag ist erschienen in Psychologie Heute 3/2017.