Souveräne Selbststeuerung durch Achtsamkeit
Uwe M. RieblingTeamentwicklung, Systemisches Coaching, KonfliktcoachingBewusstseinstraining, Führungskräftetraining, ResilienztrainingZum Profil
Impulshandlungen mit Reue-Faktor oder die Hemmung, etwas zu tun oder zu sagen, diffuse Ängste und Konflikte sind Innovationsverhinderer erster Güte. Die Modelle der Introvision machen unbewusste Steuerungsprozesse sichtbar. Dadurch werden diese gezielt für das Selbstmanagement nutzbar. Somit zielt die Methode auf die Überwindung innerer Barrieren durch die Auflösung korrelierender innerer Konflikte ab.
Sich selbst zu blockieren ist verhältnismäßig leicht. Doch wie genau läuft dies ab? Und wie können Blockaden aufgelöst werden? Die Introvisionsforschung hat dazu anerkannte Modelle entwickelt. „Ich muss sie unbedingt von mir überzeugen! Ich darf auf gar keinen Fall unsicher wirken!“ denken sich der Verkäufer, die HR-Verantwortliche oder eine Führungskraft. Solche Glaubenssätze dienen der Bereitstellung von Handlungsenergie: „Ich muss mich nur genügend anstrengen, dann klappt das schon“. Gleichzeitig tauchen Wenn-Dann-Annahmen auf und lösen den inneren Druck aus: „Wenn ich unsicher wirke, dann glauben sie mir nicht. Dann habe ich versagt. Das darf um Himmels Willen auf gar keinen Fall geschehen!“
Druck erzeugt Gegendruck
Auch innerer Druck erzeugt Gegendruck und macht sich durch steigende Unlust bemerkbar. Man muss sich überwinden oder zu etwas zwingen, Stichwort innerer Schweinehund. Die eigenen Fenster nach draußen werden in diesem Zustand bereits geschlossen, die Antennen nach und nach eingefahren. Die Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe, als Kernvoraussetzung für Erfolg, fällt schwerer.
Der blinde Fleck
Die Ursache eines inneren Konflikts liegt im unbewussten Verdrängen des Schlimmstfalls aus dem Bewusstsein. Dieses Nicht-Wahrnehmen wird ersetzt durch Selbstbefehle, die es unbedingt zu befolgen gilt, sogenannte Muss-Darf-Nicht-Kognitionen.
Damit das Bewusstsein die Wichtigkeit zu keinem Zeitpunkt vergisst, wird der Selbstbefehl mit Erregung gekoppelt. Ein harmloser Glaubenssatz mutiert zu einer ultimativen Forderung an sich selbst, indem er emotional aufgeladen wird. Fehlwahrnehmungen und -interpretationen sind vorprogrammiert.
(Kopf-)Theater
Geschieht beim entscheidenden Auftritt etwas Unerwartetes, geht es los. Es spielt sich in Sekundenbruchteilen ab und gerät in eine Endlosschleife:
– „Wieso fummelt der Kunde dauernd an seinem Handy rum?“
– „Er hört mir nicht zu!“
– „Ich kann ihn doch nicht anmachen? Was, wenn ich mich im Ton vergreife?!“
– „Ich darf um Himmels Willen nicht scheitern, dann ist mein Projekt, Auftrag oder die Beförderung futsch. Dann habe ich endgültig versagt.“
Das Bewusstsein befindet sich in akutem Konflikt mit sich selbst. Was folgt, ist eine Handlungsblockade. Die steigende Betriebstemperatur verengt die Wahrnehmung und führt in den Tunnel. Klares Denken und situationsangemessenes Handeln sind nicht mehr möglich. Das Reptiliengehirn hat die Führung übernommen, der Neocortex (Wahrnehmung und rationales Denken) ist abgemeldet. Die Begleiterscheinungen innerer Alarmbereitschaft sind körperlicher, mentaler und emotionaler Natur: Herzrasen, Wolldecke im Kopf, sich vollkommen blockiert fühlen.
In der Computerwelt würde man sagen, der Zugriff auf den Datenträger wurde verweigert. Ein Gehirn in Alarmbereitschaft verhindert den angestrebten Erfolg zwangsläufig, sowohl in der Beispielsituation, als auch auf der Ebene der Zusammenarbeit in Organisationen. Innere Abläufe steuern zu lernen, stellt eine neue Ressource für Erfolg dar.
Introvision als Wissenschaft
Introvision geht zurück auf Prof. Dr. Angelika C. Wagner, die seit 40 Jahren zu zwei einfachen Fragen forscht, die es allerdings in sich haben:
1. Wie entstehen innere Konflikte
2. Wie lassen sie sich auflösen?
Die Quintessenz: Introvision kann auch hartnäckige innere Konflikte beenden, somit auch deren unerwünschte Folgen für Selbstwirksamkeit und Gesundheit.
Das Vorgehen
Was lernt man, wenn man Introvision erlernt?
Introvision ist keine Psychotherapie. Seelen-Striptease und „Analyse“ der Person entfallen. Der Lernweg beginnt grundsätzlich praktisch, mit dem Erlernen einer speziellen Wahrnehmungstechnik:
Konstatierendes Aufmerksames Wahrnehmen (KAW) ist die Antwort der Forscher auf Frage Nr. 2. KAW ist eine achtsamkeitsbasierte Technik, die eine bewusste Steuerung des Fokus in den Mittelpunkt stellt. Im akuten Konflikt ist die Wahrnehmung stark verengt. Das bewusste Weitstellen der Wahrnehmung ist der Ausweg, KAW das Werkzeug.
Small escapes im Alltag
Im KAW lernt man, die Wahrnehmungsfähigkeit zu erweitern und dies im Stillen für sich immer wieder im Alltag anzuwenden. Im Ergebnis bleibt man gelassen, innerlich flexibel und handlungsfähig in Situationen, die üblicherweise in den Tunnel führen. Oder man befreit sich, wenn man drinsteckt. Sollten Sie einmal auf einen „Tunnel“ zusteuern, können Sie noch Einfluss nehmen: Schalten Sie für eine Weile auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers um. Lenken Sie dazu willentlich Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem, um ihm „zuzuschauen“. Nehmen Sie taktile Empfindungen hinzu. Diese zeigen sich überall dort, wo der eigene Körper etwas anderes berührt, z. B. den Stuhl auf dem ich sitze und seine Rückenlehne. So lange, wie es Ihnen Spaß macht. Das kann man überall dort ausprobieren, wo man auf etwas warten muss. Gerät man in einer beruflichen Situation in akuten Stress, kann man auf Eigenwahrnehmung umschalten, ohne die Außenwelt zu verlieren, indem man seine Aufmerksamkeit bewusst auf beides verteilt. Spielen Sie ruhig mal damit und lassen sich überraschen. Bleiben Sie neugierig.
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